Samstag, 23. August 2008

Theater der Unterdrüchten

Heute waren unsere Kreativität und Spontanität gefragt. Anna Maria und Alán fuehrten uns in die Kunst des Theaters der Unterdrückten ein.
Das Theater der Unterdrückten wurde in den 60er Jahren von Augusto Boal in Brasilien entwickelt. Das Theater der Unterdrückten geht von zwei Grundsätzen aus: Der Zuschauer als passives Wesen und Objekt soll zum Aktivisten der Handlung werden. Das Theater soll sich nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigen, sondern ebenso mit der Zukunft und deren Möglichkeiten.
So bricht das Theater der Unterdrückten mit allen herkömmlichen Theaterformen. Als Requisiten werden Müllobjekte auf Grund von Geldmangel aber auch um die Kreativität zu fördern und den Konsumismus einzudämmen, verwendet. Nach einer Aufwärmphase werden Szenen der Unterdrückung gespielt, von lästigen, gesprächsbefürftigen Mitreisenden, die einen nicht in Ruhe lassen bis zu wirklichen Gewaltszenen kann alles vorkommen. Bevorzugterweise soll die Szene aus der Lebenswelt der Zuschauer, die sich im Laufe der Vorführung in Schauspierler verwandeln kommen.
Die Zuschauenden können sich in die dargestellten Szenen einwechseln und die Schauspielenden, die Schwache, Diskriminierte oder Benachteiligte spielen, ersetzen. Hier geht es um die Antworten auf Fragen: Was würde ich in der dargestellten gespielten Situation tun? Wie können wir durch unsere Ideen und unser Handeln die Szenen verändern? Forumtheater, die ausgereifte Form des Theaters der Unterdrückten, ist also Training für zukünftiges Handeln in brisanten Konfliktsituationen.

Auch wir traten voll ins Geschehen ein. Wir begannen mit Aufwärmübungen die unsere Sinne schärfen sollten. An unserer Hand führten wir unsere PartnerInnen durch den Raum, wir gingen blind durch den raum und ¨konzentrierten uns auf das Geräusch das uns führte.
In der Darstellung verschiedener Maschinen (Liebe, Hass, Brasilien) konnten Bewegungen und Geräusche aufeinander abstimmen.
Von einer Begrüssungsgeste ausgehend veränderten wir das entstandene Bild mehrmals durch Ersetzen jeweils einer Person.
Nach der Mittagspause waren auch unsere sprachlichen Fähigkeiten gefragt. Wir bekamen in Zweiergruppen Rollen zugeteilt mit denen wir spontan eine Szene entstehen liessen. Manche Verwandtschaftsbeziehungen hielten sich auch über die Dauer des Workshops hinaus... ;-)
Den Abschluss bildete eine Kostprobe über den Ablauf eines Forumtheaters.
Folgende Situation der Unterdrückung wurde gespielt:
Eine Person wollte alleine auf einer bank sitzen und in Ruhe ein Buch lesen. Eine zweite, sehr redebedürftige Person wählte sich die erste Person als "Opfer" seiner Zuwendung aus.

Es war für uns alle sehr spannend, bereichernd und auch lustig uns auf diese kreative Art mit uns selbst und der brasilianischen Realität auseinanderzusetzen und wir wurden eingeladen sowohl die Methodik als auch die Thematik in Österreich zu verbreiten.

Mit unseren zwei jungen TheaterlehrerInnen machten wir noch eine Tour durchs goianische Nachtleben aus.
Alan versetzte uns böse, gut das wir für die Warterei genug Caipirinha hatten, und so machten wir uns mit Anna Maria auf den weg. In der ersten Bar war zwar die Musik live und gut brasilianisch, aber die Stimmung etwas lahm. Johannes und ich brachten mit einer figurenreichen Tanzdarbietung etwas Schwung in die Bude und ernteten grossen Applaus, trotzdem zogen wir weiter in eine Disco mit sehr vertrauten internationalen Klängen. Auch dort war unsere Gruppe mit Abstand die tanzwütigste.
Manche beschlossen die Nacht zu Hause noch mit einem letzten Glas Caipirinha und einem Volleyballmach zu früher Stunde.

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